Geburtenstation Bad Aibling

Bei einer aufgezeichneten Podiumsdiskussion im RFO wurde auch das Wahlkampfthema der CSU ‚Geburtenstation Bad Aibling‘ diskutiert. Ein emotionales Thema, das Wellen schlägt. Es liegt aber ein tiefgreifendes strukturelles Problem zugrunde, das auf kommunaler Ebene nicht befriedigend gelöst werden kann.

Fakten zur Schließung der Geburtenstation in Bad Aibling

Die Schließung der Geburtenstation im August 2017 hatte keine finanziellen oder räumlichen Gründe. Allein der Fachkräftemangel zwang die RoMed Klink zur Schließung der Station. Es fehlte an Belegärzten, Hebammen und auch Kinderärzten. Die Situation war und ist im Stadtrat bekannt. Allein um ein Zeichen zu setzen, wurde von allen Stadträt*innen ein offener Brief unterzeichnet, der sich sehr deutlich und nachdrücklich gegen die Schließung aussprach – wie erwartet ohne Erfolg.

Sicherheit von Mutter und Kind an erster Stelle

Auch wenn der Wunsch nach einer Geburtenstation vor Ort groß ist, hat sich an der Situation nichts geändert. Es ist unwahrscheinlich, dass sich in absehbarer Zeit die Fachkräftesituation verbessern wird. Damit die Sicherheit von Mutter und Kind gewährleistet werden kann, muss eine lückenlose Versorgung durch Gynäkologen, Hebammen und Kinderärzte gegeben sein. In der gegenwärtigen Situation des eklatanten Fachkräftemangels ist es sinnvoll, vor allem die Geburtenstationen mit einer angeschlossenen Pädiatrie zu stabilisieren, anstatt eine unrealistische Wiedereröffnung in Bad Aibling zu fordern, die derzeit leider nicht umsetzbar ist.

Fehlende Geburtshelfer – Gründe

Belegärzte haben 24 Stunden und 7 Tage Einsatzbereitschaft für ihre Patientinnen. Das ist eine Anforderung, die für viele Menschen heute nicht mehr in die ‚Work-Life-Balance‘-Vorstellung passt. Auch praktizieren heute bereits mehr als 50% weibliche Medizinerinnen. Viele haben selber Kinder und Familie, was sich nicht mit den Anforderungen an Geburtshilfe vereinbaren lässt.
Die wahlkampfbedingte Forderung, eine Geburtenstation mit festangestellten Ärzten einzuführen, wofür es 5-6 Vollzeit-Gynäkologen bräuchte, ist auf Grund der geschilderten Situation reiner Populismus und demokratieschädlich!

Mögliche Lösungen

Das Problem ist auf kommunaler Ebene definitiv nicht zu lösen. Ein Weg kann z. B. die Änderung der Zulassungskriterien für das Studium von Gynäkolog*innen, Geburtshelfer*innen, Kinderärzt*innen sein. Der Numerus Clausus, als Hürde zum Medizinstudium, ist nicht mehr zeitgemäß. Die Hebammenausbildung und die Bezahlung müssen attraktiver werden.
Es ist ein strukturelles Problem, das weder im Rathaus Bad Aibling noch im Landratsamt Rosenheim gelöst werden kann.

Echte Themen statt emotionale Wogen

Das Thema Geburtenstation eignet sich natürlich hervorragend, um Menschen emotional anzusprechen. Das haben sich die AfD und leider auch Teile der lokalen CSU zunutze gemacht. Gleich nach der Schließung der Bad Aiblinger Geburtenstation wurde das Thema populistisch ausgeschlachtet.
Hier spielt man mit den Emotionen der Aiblinger*innen und weckt Wünsche, die nicht erfüllbar sind.
Man muss sich dann nicht wundern, wenn die Menschen durch leere Wahlversprechen politikverdrossen werden.